Aktuelle Wetterlage in Brandenburg (August 2025) und Auswirkungen auf Mykotoxine im Getreide

Aktuelle Wetterlage in Brandenburg (August 2025) und Auswirkungen auf Mykotoxine im Getreide

08.August.2025 Svenja Elsner

Extreme Wetterlagen prägen das Jahr 2025 in Brandenburg. Einer ungewöhnlich langen Frühjahrsdürre folgte im Juli sintflutartiger Regen. Nach offiziellen DWD-Daten war der Zeitraum Februar bis April 2025  deutschlandweit der trockenste seit Beginn vergleichbarer Aufzeichnungen 1931 [1]. Doch dann der Umschwung: Im Juli „pulsierte“ das Wetter ins Gegenteil. Brandenburg gehörte zu den nassesten Regionen Deutschlands. Insgesamt rund 135 Liter pro Quadratmeter fielen in diesem Monat – Top-10 in der Messhistorie und fast dreimal so viel wie im Klimamittel [2]. Waldbrände Anfang Juli konnten dadurch gelöscht werden; gleichzeitig lag die Durchschnittstemperatur mit knapp 19 °C über dem Referenzwert [1]. Mit anderen Worten: Es war zugleich sehr nass und warm – Bedingungen, die für Landwirte neue Sorgen mit sich bringen. Eigentlich wäre die Ernte Anfang August bereits abgeschlossen, doch auf vielen Feldern steht das Getreide noch. Der Grund: Das Getreide muss trocken sein, um geerntet zu werden, aber es ist zu nass und beginnt zu schimmeln [3]. Was bedeutet diese feucht-warme Witterung für die Erntequalität, insbesondere in Bezug auf gefährliche Mykotoxine im Getreide?

 

Feucht-warme Witterung begünstigt Mykotoxinbildung

Mykotoxine sind Schimmelpilzgifte, die vor allem von Fusarium-Pilzen gebildet werden. In Getreide gelten zwei Toxine als besonders problematisch: Deoxynivalenol (DON) und Zearalenon (ZEN). Sie entstehen, wenn Pilze Ähren oder Kolben befallen – ein Risiko, das eng an die Wetterbedingungen geknüpft ist. Feucht-warme Witterung um die Blütezeit liefert optimale Voraussetzungen für Fusarium: Temperaturen über ~18 °C und regelmäßiger Niederschlag (>5 mm) bei anhaltender Blattnässe gelten als „Traumwetter“ für die Pilzinfektion [4].

Auch bei bereits geerntetem Getreide besteht nach so einem Sommer besondere Vorsicht. Starkregen und hohe Luftfeuchte kurz vor oder während der Ernte können zu Sekundärinfektionen führen – etwa durch Alternaria-Arten oder erneute Fusarium-Sporen.

Risiken für Futter- und Lebensmittelqualität

Überschreiten Erntepartien die erlaubten Mykotoxin-Grenzwerte, dürfen sie nicht mehr als Lebensmittel in Verkehr gebracht werden. Im besten Fall lassen sie sich noch als Tierfutter einsetzen, im schlimmsten Fall müssen sie unter Kosten entsorgt werden. Bereits moderate Überschreitungen können für Landwirte teuer werden, etwa durch Preisabschläge oder komplette Charge-Ablehnung beim Ankauf.

Für die Tierhaltung stellen belastete Futtermittel ein ernsthaftes Problem dar. Schweine reagieren besonders empfindlich auf DON (auch „Vomitoxin“ genannt) – es führt zu Fressunlust, Erbrechen und vermindertem Wachstum. Zearalenon im Futter wirkt hormonell und kann bei Sauen Fruchtbarkeitsstörungen und Fehlgeburten auslösen. Rinder sind durch ihren Pansen etwas widerstandsfähiger, doch auch hier gilt: Hohe Toxinbelastungen schädigen die Gesundheit und Leistung, etwa durch Immunsuppression oder Zellschäden an Leber und Darm . Selbst im Einstreustroh können Fusariengifte Probleme bereiten – neugierige Rinder fressen davon und nehmen so unbemerkt Toxine auf.

Aus Verbrauchersicht sind vor allem Getreideprodukte relevant: Brot, Pasta, Frühstücksflocken & Co. Im Handel gelten zwar strenge Höchstgehalte, doch gewisse „Spuren“ sind in fast jedem Mehl zu finden – ein Grund, warum Behörden das Thema wachsam verfolgen. Deutschland hat die Grenzwerte in der EU maßgeblich mitentwickelt und jüngst weiter verschärft: Seit 1. Juli 2024 gelten neue Höchstgehalte für DON in Getreide, z.B. nur noch 1.000 µg/kg in Weizen, Roggen, Gerste und Dinkel (zuvor 1.250 µg). Für Mais liegt das Limit nun bei 1.500 µg/kg, und erstmals wurden auch für die T-2/HT-2 Gifte feste Grenzwerte eingeführt. Diese Regulierungen spiegeln die Erkenntnis wider, dass bereits geringere Toxinmengen als gedacht problematisch sein können. Für Landwirte bedeuten sie jedoch eine zusätzliche Herausforderung: Die Erntequalität muss noch besser überwacht und gesichert werden, um die strengeren Normen zu erfüllen.

Langfristige Klimaentwicklungen und neue Herausforderungen

Die Wetterextreme 2025 stehen nicht isoliert da, sondern fügen sich in einen beunruhigenden Trend. Klimatologen bestätigen einen deutlichen Wandel in Deutschland: Seit 1881 hat sich die mittlere Jahrestemperatur hierzulande bereits um über 1,5 °C erhöht . Die vergangenen 8 Jahre enthielten die 5 wärmsten Jahre seit Messbeginn – Hitzeperioden und Trockenrekorde häufen sich. Gleichzeitig beobachtet der DWD eine tendenzielle Zunahme von Starkniederschlägen in vielen Regionen, auch wenn diese naturgemäß stark variieren [5].

Klimamodelle des Weltklimarats (IPCC) prognostizieren für Mitteleuropa weitere Zuspitzungen: Im Mittel werden Sommer trockener ausfallen, aber einzelne Regenereignisse intensiver; mildere Winter könnten neue Schädlinge begünstigen, während Spätfröste seltener werden [5]. Unterm Strich steigt die Wettervariabilität, was die Planung für Landwirte erschwert. Extreme Jahre wie 2025 könnten also von Ausnahme zur neuen Normalität werden. Die Mykotoxin-Problematik dürfte in einem wärmeren, feuchteren Klima eher zunehmen – andererseits können sehr trockene Jahre das Mykotoxin-Risiko auch mal senken.

Das Beispiel 2025 führt vor Augen, dass die Qualitätssicherung in der Agrarwirtschaft vor neuen klimabedingten Risiken steht. Mykotoxine im Getreide bilden dabei ein Bindeglied zwischen Wetter und Verbrauchersicherheit: Sie demonstrieren, wie Klimaveränderungen direkt die Lebensmittelqualität beeinflussen können.

SAFIA ermöglicht die frühzeitige Erkennung von Mykotoxin-Belastungen im Getreide. Eine rechtzeitige Analyse hilft dabei, Qualitätsverluste zu vermeiden und wirtschaftliche Schäden abzuwenden. Unsere Analytiklösungen unterstützen Labore, landwirtschaftliche Betriebe sowie Unternehmen der Futter- und Lebensmittelindustrie dabei, Produktsicherheit zuverlässig zu gewährleisten. Sie möchten wissen, wie SAFIA Sie dabei konkret unterstützen kann? Dann sprechen Sie uns an!

 

[1] https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/extremereignisseklimawandel/trockenheit-in-deutschland-fragen-antworten#trockenheit-aktuelle-situation

[2] https://www.dwd.de/DE/presse/pressemitteilungen/DE/2025/20250730_deutschlandwetter_juli_news.html

[3] https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2025/08/brandenburg-schimmeliges-getreide-schlechte-ernte-landwirtschaft.html

[4] https://www.isip.de/baden-wuerttemberg/ackerbau/getreide/winterweizen-diese-woche-sieht-s-ganz-anders-aus-841562

[5] https://www.klimafakten.de/klimawissen/fakt-ist/fakt-ist-auch-deutschland-muss-sich-auf-durchaus-gravierende-folgen-der

Diesen Bericht teilen

Sie haben Fragen?

Kontaktieren Sie uns gerne.

Kontakt Profilbild

Svenja Elsner

Technical Solutions Manager

Kontakt Profilbild

Dr. Timm Schwaar

Geschäftsführer